Juli 2021


Wir freuen uns sehr über das Interesse für unseren zweiten HSBA Finance Blog! Viel Spaß beim Lesen des Juli-Blogs.

Monatliches Marktupdate

Der Juli verlief auf den Aktienmärkten weitestgehend bullisch, war jedoch von höherer Volatilität geprägt. Dem zugrunde lagen vor allem Inflationssorgen sowie steigende Corona-Fallzahlen, welche trotz flächendeckender Impfungen unter anderem auf die Ausbreitung der Delta-Variante zurückzuführen sind. In Deutschland ist die Inflationsrate im vergangenen Monat auf das Niveau von 3,8% geklettert, so hoch wie zuletzt 1996. Indes gab die Europäische Zentralbank bekannt, dass das Inflationsziel für die Eurozone nun bei etwa 2% liegen soll anstatt unter 2%. Doch was Anleger aktuell besonders Grund zur Sorge bereitet sind die Entwicklungen der Covid-19 Pandemie. So stiegen im Juli die Infektionszahlen stark an, vor allem in den Ländern mit positiven Impfentwicklungen. Die rasche Ausbreitung der Delta-Variante bereitet Grund zur Sorge, dass erneute Einschränkungen in vielen Ländern bevorstehen, und dass das Wirtschaftswachstum erneut darunter leiden könnte. Nach vielen positiven Quartalsergebnissen, welche von den Märkten gemischt aufgenommen wurden, richten sich vermehrt Blicke im nun begonnen dritten Quartal des Jahres hin zu den Problemen der globalen Lieferketten. So geraten Unternehmen weltweit in Schwierigkeiten aufgrund von Lieferengpässen und vor allem dem rasanten Anstieg der globalen Frachtraten, was die Kostenpositionen der Unternehmen enorm belasten könnte.

Autorin: Xenia Krouptchenkova

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Schluss mit dem Steuerdumping?   

International tätige Konzerne, wie zum Beispiel Amazon, Google oder Facebook, haben nicht nur verstanden, wie man viel Geld erwirtschaftet, sondern auch, wie man davon so wenig wie möglich an den Fiskus abgibt. Komplexe Firmengeflechte sorgen dafür, dass die Gewinne in Steueroasen fließen und so Steuerzahlungen vermieden werden. Ca. 50 Milliarden Euro gehen der EU so jährlich verloren. Solange es Länder gibt, die sich in puncto Unternehmenssteuer gegenseitig unterbieten, wird es Steuerschlupflöcher geben.  
Doch damit könnte bald Schluss sein. Nachdem die G7-Staaten Anfang Juni den Weg für eine globale Mindeststeuer geebnet hatten, haben sich Anfang Juli die 20 größten Handels- und Industrienationen (G20) auf einen Mindeststeuersatz für Unternehmen von 15 % geeinigt.  
Ziel dieser revolutionären Steuerreform soll sein, dass Konzerne der führenden Industrienationen künftig weltweit mindestens 15 % Steuern abführen müssen. Außerdem sollen Konzerne die Steuern dort zahlen, wo sie erwirtschaftet werden.

Aktuell müssen Unternehmen ihre Steuern dort zahlen, wo sie ihren Firmensitz haben, nicht jedoch, wo sie wirtschaftlich aktiv sind. Bis jetzt haben sich gut 130 Nationen, und somit knapp 90 % der Weltwirtschaftsleistung, unter dem Dach der OECD (Organisation for Economic Co-operation and Development) zu der globalen Mindeststeuer bekannt. Der Plan ist es, die Details für eine globale Mindeststeuer bis Oktober 2021 auszuarbeiten. Sollte diese dann auch wie geplant in Kraft treten, rechnet die OECD mit Steuermehreinnahmen von ca. 150 Milliarden US-Dollar. 

Ein entscheidender Schritt in Richtung der gerechteren Besteuerung der Konzerne, welcher besonders den „GAFA“ (Google, Amazon, Facebook, Apple) Unternehmen ein Dorn im Auge sein wird. Aufseiten der Länder ist eine ausgeprägte Zusammenarbeit und Konsequenz, aufseiten der Tech-giganten noch mehr Kreativität, Verhandlungsgeschick und Ausübung ihrer Macht gefragt, um die eigenen wirtschaftlichen Interessen zu verteidigen und zu sichern.  
Wir halten Euch auf dem Laufenden! 

Quellen: capital.de, manager-magazin.de, handelsblatt.com, tagesschau.de, deutschlandfunk.de

Autor: Friedrich von Freymann

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Die Aktienrente: Krönung des Kapitalismus oder letzte Chance für eine faire Rente?

Zwei Monate vor der 20. Bundestagswahl bleiben noch viele Fragen offen und es mangelt an konkreten Vorschlägen. Eines der viel diskutierten Themen ist nach wie vor die Rente und die vielen Rufe nach einer notwendigen Reform der Altersvorsorge. Dabei kommt von der FDP wiederholt der Vorschlag einer aktienbasierten Rente. Doch wie kann ein solcher Vorschlag in der Umsetzung genau aussehen, welche Vor- und Nachteile gehen damit einher und warum ist genau jetzt der richtige Zeitpunkt für eine Rente mit Kapitalmarktbeteiligung? 

Dass ein solcher Vorschlag mit Beteiligung am Kapitalmarkt von den Freien Demokraten kommt, dürfte kaum auf allzu große Verwunderung stoßen. Doch was steckt hinter der Idee, die von der Partei Die Linke als „noch schnellerer Weg in die Altersarmut“ bezeichnet wird? 

Es geht um die gesetzliche Altersrente nach schwedischem Modell. Dabei werden beispielsweise zwei Prozent des Bruttoeinkommens in eine gesetzliche Aktienrente gezahlt, wodurch der Beitrag zur gesetzlichen Rentenversicherung gekürzt wird. Die Freien Demokraten sehen den Vorteil in der Leichtigkeit, mit der es zukünftig auch Geringverdiener:innen ermöglicht werden soll, am wirtschaftlichen Erfolg teilzuhaben und gleichzeitig Eigentum für die Altersvorsorge zu erwerben. 

Zur Verdeutlichung, was eine solche Reform für die zukünftige Rente bedeuten könnte: Angenommen, man gehe der Einfachheit halber von einer hypothetischen, 100-prozentigen aktienbasierten Rente aus, rechne mit dem deutschen Durchschnittsbruttogehalt von 40.551 Euro und zahle vom 25 bis zum 65 Lebensjahr ein. Während Rentner:innen (in westdeutschen Bundesländern) im aktuellen Rentensystem eine monatliche Rente von ca. 1.370 Euro zur Verfügung stünde, so verfüge man bei der 100-prozentigen Aktienrente über ca. 2.000.000 Euro. Dieser Wert entspräche beinahe dem siebenfachen des eingezahlten Beitrages. Dieser Kalkulation zufolge, könnten über die nächsten 35 Jahre (man wäre 100 Jahre alt), monatlich über 4.500 Euro ausgezahlt werden. Zur Berechnung wird eine jährliche Rendite von acht Prozent angenommen, der Durchschnitt der vergangenen 50 Jahre einer Anlage in den deutschen Leitindex. 

Doch da bereits jeder Vorschlag mit Beteiligung am Kapitalmarkt vehement kritisiert wird, bleibt eine solche Beispielrechnung wohl eine utopische Tagträumerei vieler Aktionäre.  Außerordentlich kritisch äußern sich besonders jene Politiker:innnen, die den Reichen vorwerfen, immer reicher zu werden. Dass die große Mehrheit der vermögenden Privatpersonen gerade am Kapitalmarkt tätig ist, bleibt dabei zumeist unerwähnt. 

Unwissenheit als Gefahr oder Köder? 

Dass das Thema der Aktien und Wertpapiere in Deutschland noch nicht die Akzeptanz in der breiten Bevölkerung gefunden hat, ist ebenfalls kein Geheimnis. Dies ist ein weiteres Argument vieler Kritiker:innen gegen die Aktienrente nach schwedischem Modell. Denn während Beteiligungen am Kapitalmarkt in anderen Ländern wie den USA, der Schweiz oder Schweden und Norwegen keine Besonderheiten seien, halte man der deutschen Bevölkerung zu wenig Erfahrung und Akzeptanz für eine Rente mit Kapitalmarktbeteiligungen vor. Man steuere auf ein zu komplexes und volatiles Rentensystem ohne ausreichende Transparenz zu.  Auf der anderen Seite sprechen sich Befürworter:innen genau aus diesem Aspekt für eine Aktienrente aus. Nur so könne man Wertpapiere in der Gesellschaft etablieren und einen nachhaltigen Wandel voranbringen, durch den jede/r, unabhängig vom Einkommen, am Erfolg der Wirtschaft partizipieren könne.  

Wann, wenn nicht jetzt? 

Der Zeitpunkt für eine derartige Reform im deutschen Rentensystem könnte nicht besser gewählt sein. Denn während Kritiker:innen auf die jährlichen Kosten und Mehrausgaben von ca. 20 Milliarden Euro zu Beginn der Aktienrente hinweisen (die im Laufe der Jahre zügig zurückgehen sollen), kontert die FDP mit dem Verweis auf die derzeitigen Kosten im Rentensystem. 12 Milliarden Euro kostet das aktuelle System von Union und SPD jährlich. Und das mit steigender Tendenz. Bereits 2035 könnten sich diese jährlichen Kosten auf 80 Milliarden Euro steigern. Dieser enorme Anstieg ist besonders den geburtsstarken Jahrgängen zuzuschreiben, den sogenannten „Babyboomern“, die nun alle auf ein rentenfähiges Alter zusteuern. 

Auch die vermeintlichen Nachteile von Aktien durch Volatilität und mangelnder Erfahrung sehen Befürworter:innen gelassen. In der Coronakrise hätten die Märkte erneut bewiesen, wie sicher Investitionen am Kapitalmarkt seien. Dabei wird besonders auf die schnellen Erholungen in der jüngsten Vergangenheit des deutschen Leitindex, dem DAX hingewiesen. Währenddessen richten Kritiker:innen die Lupe lieber auf die schlagartigen Einbrüche und Rekordverluste binnen weniger Tage. Doch auch solche Verluste seien in einem langfristigen Anlagezeitraum absolut verträglich und könnten beruhigt ausgeklammert werden. Zudem seien die Akzeptanz und das Interesse an Aktien, Fonds oder ETF’s im vergangenen Jahr überdurchschnittlich gestiegen, besonders in den jüngeren Generationen. Fast 600.000 junge Erwachsene unter 30 Jahren haben im vergangenen Jahr den Weg an die Börse gefunden. Eine Generation, in der jeder Sechste ein Depot besitzt und am weltweiten Wertpapierhandel teilnimmt, sei ein gutes Fundament, auf dem man weiter aufbauen müsse. Nicht zuletzt aufgrund des andauernden Niedrigzinsumfeldes, durch das Wertpapiere als eine der letzten Investitionsmöglichkeiten für kleine Privatanleger:innen erscheinen. 

Bei aller deutscher Vorsicht und Zurückhaltung gegenüber Veränderungen und Risiken bleibt die Hoffnung auf eine Altersrente nach schwedischem Modell höchst unwahrscheinlich. Und dennoch drängt die Zeit bis zum Anbeginn einer neuen Legislaturperiode, für die es bislang keine Alternativvorschläge, in Bezug auf die Altersvorsorge, gibt. Und so wird man sich gedulden müssen; steigende Kosten bei Erhaltung des Status quo, die Durchsetzung einer sensationellen Reform oder etwa ein dritter, bislang unbekannter Weg? Eines bleibt sicher: utopischer als eine Altersvorsorge, die an den Kapitalmarkt gekoppelt ist, kann es für viele Deutsche kaum werden. 

Quellen: FDP.de, DFW.de, deraktionaer.de, tagesschau.de, wiwo.de

Autoren: Felix Leon Knabe

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Bundestagswahl 2021- Was ihr zum Thema  Finanzen und Steuern erwarten könnt

Am 21. September steht die Bundestagswahl an und die Neuverteilung der Sitze in Berlin wird auch einen signifikanten Einfluss auf die Finanzwelt haben. Deshalb möchten wir euch in den nächsten 2 Ausgaben des Finance Blogs die wichtigsten Bestrebungen der Parteien in Bezug auf Finanzen und Steuern vorstellen. In dieser Ausgabe geht es um die Union, FDP und Grünen. Kommenden Monat folgen dann die Wahlprogramme der SPD, Linken und AFD. 

CDU/CSU
Die Union ist aktuellen Umfragen nach die beliebteste Partei in Deutschland,  wird bei der anstehenden Wahl voraussichtlich aber ca. 3,9% schwächer abschneiden als 2017. Wirtschaftlich setzt sich die CDU/CSU für eine soziale Marktwirtschaft ein, deren Kernkomponenten die Vollbeschäftigung der Bevölkerung, ein stetiges und angemessenes Wirtschaftswachstum sowie ein starker Haushalt sind.  

Auf Unternehmensseite will die Union nach der Pandemie eine Entlastung der Unternehmen ermöglichen und die Wirtschaft wieder in Schwung bringen. Steuern auf Gewinne, welche im Unternehmen bleiben, sollen auf 25% gedeckelt und Bürokratiekosten deutlich gesenkt werden. Gegen die Wiedereinführung der Vermögenssteuer oder die Erhöhung der Erbschaftssteuer spricht sich die Union deutlich aus, den Solidaritätszuschlag möchte sie komplett abschaffen. Außerdem soll die steuerliche Verlustverrechnung durch erhöhte Höchstbetragsgrenzen verbessert werden. Bei Abschreibungen werden für bewegliche Wirtschaftsgüter des Anlagevermögens und digitale Zukunftstechnologien kürzere Zeiträume angestrebt.  

Bei Privatpersonen möchte die Union die Einkommensteuer-Belastung für kleine und mittlere Einkommen reduzieren und hält am Ehegattensplitting fest. Durch regelmäßige Anpassungen des Steuertarifs an Preisentwicklungen sollen kalte Progressionen verhindert werden. Die Minijob-Lohngrenze soll von 450 auf 550 Euro erhöht werden. 

Um Deutschland bis 2045 zum klimaneutralen Industrieland zu machen, kündigt die Union an, grüne Investitionen steuerlich vorteilhaft zu behandeln. Für faire Wettbewerbsbedingungen wird sich für eine konsequentere Besteuerung globaler Großkonzerne eingesetzt. Investitionen in Klimatechnologien und Energieeffizienz sollen steuerlich begünstigt und energiebezogene Steuern, Umlagen und Entgelte stärker auf den CO2-Ausstoß ausgerichtet werden. 

Bei der Kapitalanlage spricht sich die Union für die Einführung einer europäischen Finanztransaktionsteuer aus, welche aber nicht die Kleinanleger:innen und private Altersvorsorge belasten soll. Außerdem soll es Ländern ermöglicht werden, einen Freibetrag bei der Grunderwerbsteuer von 250.000 Euro pro Erwachsenen plus 100.000 Euro pro Kind beim erstmaligen Erwerb von selbstgenutzten Wohnraum zu gewähren. 

FDP

Die wirtschaftsliberale FDP wird aktuellen Umfragen zufolge knapp 0,6% besser bei der Bundestagswahl abschneiden als 2017. Wirtschaftspolitisch agiert die FDP nach dem Prinzip, dass sich der Markt wie durch eine unsichtbare Hand selbst reguliert und jede/r Einzelne die freie wirtschaftliche Betätigungsmöglichkeit hat. Dies soll in der Theorie sowohl zu einer Erreichung der Ziele der Menschen nach Gewinn als auch zum Wohl der Gesellschaft führen. Die FDP strebt eine staatliche Ordnungspolitik an, welche Rahmenbedingungen für einen freien Markt schafft, diesen aber nicht durch Eingriffe verzerrt. 

Auf Unternehmensseite möchte die FDP hauptsächlich die Unternehmenssteuerlast auf 25% senken und die Gewerbesteuer abschaffen. Zur Finanzierung der Kommunen müssen dementsprechend Zuschläge anderer Unternehmenssteuern geleistet werden. 

Zusätzlich setzt sich die FDP für eine globale Mindestbesteuerung von Unternehmen ein und fordert eine stärkere Regulierung von Gatekeeper Unternehmen (z.B. Amazon und Google), welche als Betreiber einer Suchmaschine, als soziales Netzwerk oder als Handelsplattform die Wettbewerbsbedingungen signifikant beeinflussen können. 

Zur Innovationsförderung fordert die FDP steuerlich attraktivere Investitionsgrundlagen für Wagniskapital. Staatliche Beteiligungen an Unternehmen, die nicht zur öffentlichen Zukunftssicherung gehören (insbesondere die Post und Telekom), sollen verkauft werden. Um Verluste durch Erbgänge oder Substanzbesteuerungen zu vermeiden, wird eine Verschärfung der Erbschaftssteuer oder die Wiedereinführung der Vermögenssteuer abgelehnt.  

Für die Arbeitnehmer:innen soll die Abgabenquote (Steuerquote + Sozialabgabenquote) durch die FDP wieder auf unter 40% gesenkt werden (aktuell 41,1%). Der vorgeschlagene lineare Einkommenssteuertarif soll den Mittelstandsbauch abschaffen und durch die Verschiebung des Spitzensteuersatzes ab 90.000€ alle Steuerzahler:innen entlasten. 

Zusätzlich wird eine regelmäßige Anpassung des Steuertarifs an die Entwicklung von Gehältern und Preisen gefordert. Der Solidaritätszuschlag soll komplett abgeschafft werden, eine Doppelbesteuerung von Renten möchte die FDP verhindern. 

Zur Förderung langfristiger Kapitalanlagen von Sparer:innen will die FDP eine Spekulationsfrist von drei Jahren für private Veräußerungsgewinne aus Wertpapieren einführen und den Sparerfreibetrag deutlich anheben.  

Bündnis 90/Die Grünen

Die sozial-ökologischen Grünen werden wohl die größten Gewinner der anstehenden Bundestagswahl, wenn man die aktuellen Umfragewerte mit 2017 vergleicht. Mit einem prognostiziertem Stimmwachstum von 11% könnten sie die zweitstärkste Partei werden und viele ihrer Forderungen durchsetzen. Ihre Finanz- und Steuerpolitik ist weitestgehend auf Klimaneutralität und die Bekämpfung sozialer Ungerechtigkeiten ausgelegt. 

Aus Unternehmenssicht wird im Wahlprogramm geschrieben, dass besonders der Mittelstand und von der Pandemie betroffene Branchen gestärkt werden sollen. Es sollen schnellere Abschreibungen für Investitionen ermöglicht und Bürokratie abgebaut werden. Um faire Marktbedingungen zu schaffen, wird für Großkonzerne eine stärkere Besteuerung gefordert. Zur Verstärkung ökologischer Aspekte bei Unternehmensentscheidungen wollen die Grünen eine verschärfte Bepreisung von CO2 durchsetzen, die Anzahl von Emissionszertifikaten reduzieren und die Regularien für Nachhaltigkeits-Reporting verstärken. Der Finanzmarkt soll durch die Priorisierung von Umwelt, Menschenrechten, Arbeitsnormen und Entwicklungszielen transformiert werden. 

Zum Ausbau des Bildungssystems möchten die Grünen die Vermögensteuer von 1% p.a. für Vermögen oberhalb von 2 Millionen € pro Person einführen, wobei Betriebsvermögen begünstigt berücksichtigt wird. Unternehmer:innengeist soll durch ein Gründungskapital von bis zu 25.000€ gestärkt werden. 

Bei Privatpersonen möchten die Grünen die Kluft zwischen Arm und Reich verringern, indem die Einkommenssteuerlast für kleine und mittlere Einkommen verringert wird. Gleichzeitig soll die Steuer für Besserverdienende ab 100.000€ Einkommen p.a. zukünftig von 42% auf 45% erhöht werden. Der Spitzensteuersatz soll von 45% auf 48% ab Einkommen von 250.000€ p.a. steigen. 

Das Ehegattensplitting möchten die Grünen für neu geschlossene Ehen abschaffen, Familien mit der Kindergrundsicherung entlasten und Alleinerziehende durch Steuergutschriften unterstützen. Kapitalerträge sollen perspektivisch mit dem individuellen Einkommenssteuersatz besteuert werden, wodurch die Abgeltungssteuer entfällt. 

Auf den Straßen sollen ab 2030 nur noch emissionsfreie Autos zugelassen werden und Spritpreise müssen durch die höheren CO2-Preise stufenweise steigen. Mit dem stark kritisierten um 16ct. steigenden Benzinpreis pro Liter sind die Grünen aber nicht allein: Auch die angestrebten CO2-Preise von Union und SPD werden zu ähnlichen Preissteigerungen führen. 

Quellen: ein-guter-plan-fuer-deutschland.de, fdp.de, gruene.de, bundestagswahl-2021.de, bundesfinanzministerium.de

Autor: Tim Barthmann

Aktienanalyse: UNILEVER PLC 

Die UNILEVER PLC (GB00B10RZP78) ist ein in Großbritannien ansässiges Konsumgüterunternehmen mit Marken aus den Bereichen Nahrung und Körperpflege. Mit dem Verkauf der nicht zyklischen Konsumgüter bedient Unilever nach eigenen Angaben täglich über 2,5 Mrd. Kund:innen in 190 Ländern weltweit. Besonders in den Emerging Markets ist das Unternehmen stark aufgestellt und erwirtschaftet dort ca. 60% seines Umsatzes, was es dem Unternehmen ermöglicht, in einem wachstumsschwachen Sektor verhältnismäßig gute Gewinn- und Umsatzsteigerungen zu erzielen. Zu den bekanntesten der über 400 Marken der Unilever PLC zählen unter anderem Ben & Jerry`s, Langnese, Axe und Knorr. Insgesamt gehören 13 der größten Konsumgütermarken zu dem Weltkonzern, von denen bereits 12 einen Umsatz von jeweils 1 Milliarde Euro erzielen.


© Lexy Blog

Bei Anleger:innen weltweit erfreut sich die Aktie seit mehreren Jahren großer Beliebtheit, welche unter anderem auf die seit über 25 Jahren gezahlte und regelmäßig erhöhte Dividende, von durchschnittlich 7,3% p.a. seit 2010, und das als sehr krisensicher angesehene Geschäftsmodell zurückzuführen ist. Bei seinen Marken setzt Unilever verstärkt auf Alleinstellungsmerkmale wie Geschmack und Qualität, um Kund:innen auf dem sehr homogen erscheinenden Markt für Nahrungsmittel & Kosmetik für sich zu gewinnen. Durch die weit etablierten Marken ist es dem Konzern somit möglich, höhere Preise als für No-Name Produkte anzusetzen, was einen nicht unerheblichen Preisvorteil darstellt. 

Unilever Aktie als Investment 

Zwar wachsen Umsatz und Gewinn von Unilever stetig weiter, jedoch liegen die Wachstumsraten im für Unternehmen dieser Branche typischen unteren einstelligen Prozentbereich. Dies ist darauf zurückzuführen, dass Wachstum hauptsächlich durch die Erschließung neuer Märkte oder die Gewinnung von Marktanteilen erreicht werden kann. Das Umsatzwachstum der letzten 10 Jahre (2009-2019) belief sich somit auf 2,7% p.a. und der operative Gewinn stieg im selben Zeitraum um ca. 5,7% p.a.. Aufgrund der geringen, aber gut planbaren Erträge nutzen viele Investor:innen das Unternehmen als konservative Absicherung im Portfolio, nicht zuletzt auch weil Unilever zum erlesenen Kreis der Dividendenaristokraten gehört. Trotz des geringen Wachstums und verhältnismäßig hohen Bewertung mit einem KGV von ca. 20 zahlt Unilever quartalsweise eine Dividende und kann derzeit eine solide Dividendenrendite von 3,66% aufweisen. Auch in Bezug auf die Ausschüttungsquote liegt die Unilever Aktie mit derzeit ca. 81,9% des Gewinns und 57,8% des Free Cash Flow zwar etwas über dem Durchschnitt der letzten Jahre, aber unter Berücksichtigung der geringen Schwankungen immer noch in einem guten Rahmen. Die Aktie eignet sich somit vor allem für Investor:innen, die mit Ihrem Investment regelmäßige Erträge erzielen wollen. 

Treffen die Prognosen der großen Analysten für die folgenden Quartale ein, können Investor:innen mit einer durchschnittlichen Rendite von jährlich etwa 8 Prozent rechnen. Letztendlich liegt aber eine mögliche Kaufentscheidung immer im Ermessen der Betrachter:innnen. 

Disclaimer: Keine Kaufempfehlung, der Autor besitzt Unilever Aktien

Quellen: Finanzen.net, Aktienfinder.net, Alleaktien.de, Unilever.com

Autor: Luca Schröder

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Private Equity – Heuschrecken oder Retter in der Not? 

Private Equity, wörtlich übersetzt privates Beteiligungskapital ist eine Investitionsform, bei der vom Investor, also der Private Equity-Gesellschaft (PEG), Beteiligungen an nicht börsennotierten Unternehmen getätigt werden.  Wird das Kapital primär in junge Unternehmen und Start-ups investiert, spricht man von Wagniskapital (Venture Capital). 

Für gewöhnlich setzt die Private-Equity-Gesellschaft einen Fond auf, um Kapital einzusammeln. Dabei werden finanzielle Mittel entweder von sehr wohlhabenden Privatpersonen oder institutionellen Anlegern, wie Rentenfonds oder Versicherungen beschafft. Mit diesem Kapital werden dann Unternehmen mit dem Ziel gekauft, deren Marktwert zu erhöhen und sie nach einem gewissen Anlagehorizont, meist nach einigen Jahren profitabel wieder zu veräußern.  

Der erste Schritt dieses Prozesses stellt die gezielte Suche nach Zielunternehmen, sogenannten Targets dar. Diese sollten unterbewertet sein und gleichzeitig Optimierungspotential mit sich bringen. Darüber hinaus muss das Zielunternehmen stabile und hohe Cashflows aufweisen. Neben einem konstanten Kapitalbedarf für das operative Geschäft sollte das Target auch Markteintrittsbarrieren für Wettbewerber aufweisen.  

Ist das Zielunternehmen nun ausgemacht, und der Kauf besiegelt, wird dieser im Normalfall durch einen sogenannten Leveraged Buy-out (LBO) vollzogen. Zu Deutsch: fremdfinanzierte Übernahme.  Für die Beteiligung an dem Target wird also größtenteils Fremdkapital genutzt und nur ein kleinerer Teil der eingesammelten Eigenmittel herangezogen. Die Absicht dahinter ist die Nutzung des sogenannten Leverage-Effekts. Durch die Aufnahme von Fremdkapital wird die Eigenkapitalrendite deutlich erhöht. Dieser Leverage-Effekt zeigt dann Wirkung, wenn die Gesamtkapitalrendite größer als die Zinsen auf das geliehen Fremdkapital sind. 

Je größer der Fremdkapitalanteil der Finanzierung ist, desto höher ist jedoch auch das Risiko des Investments, denn wenn der freie Cashflow des Zielunternehmens zu gering ist, kann es passieren, dass die Fremdkapitalzinsen nicht mehr bedient werden können. Bei der Beteiligung ist es nicht zwingend erforderlich das gesamte Zielunternehmen zu kaufen. Strategisch gesehen sollte aber immer eine Beteiligung von mindestens 25,1% angestrebt werden. Die Erreichung dieser Sperrminorität erlaubt es der Private-Equity-Gesellschaft wichtige unternehmerische Entscheidungen mit zu beeinflussen.  

Nach dem Kauf beginnt dann die eigentliche Optimierungsphase. Die PE-Gesellschaft bringt sich mit eigener Expertise und der Mitwirkung von Berater:innen aktiv mit ein, nimmt Einfluss auf die Strategie und auf das Management. Das Ziel ist eine Umstrukturierung im Sinne einer Erhöhung der Profitabilität. Je nach Investment-Ansatz des PE-Fonds fällt dieser operativer Eingriff unterschiedlich intensiv aus. Nach drei bis zehn Jahren, wenn das strategische Ziel erreicht, also die Profitabilität und der Unternehmenswert gesteigert wurde, erfolgt der Exit. Die Beteiligung wird wieder veräußert. Entweder wird sie an einen anderen Investor verkauft, von dem ursprünglichen Eigentümer zurückgekauft, oder durch ein Initial Public Offering (IPO) an die Börse gebracht.  

In der Öffentlichkeit steht die Private-Equity Branche immer wieder in der Kritik. Die Metapher der Heuschrecke fällt dabei öfters. Laut einer Studie von PwC würden sich die PEG zu sehr auf die Kostensenkung als auf Stellschrauben im Wertschöpfungsprozess fokussieren. 

So würden die Investoren in Kauf nehmen, viele Arbeitsplätze zu vernichten, um kurzfristige ihre Rendite zu maximieren. Wie Heuschreckenschwärme würden sie die Unternehmen abgrasen und dann weiterziehen. Zudem erhöhe der durch das Investment entstehende hohe Verschuldungsgrad der Zielunternehmen das Insolvenzrisiko. 

Doch Private-Equity Gesellschaften können auch einen wichtigen Beitrag zur Finanzierung und Entwicklung der Unternehmen leisten. Durch das gezielte Eingreifen in die Strategische Ausrichtung und das Management von schwächelnden Unternehmen, werden diese wieder auf Wachstumskurs gebracht und so der Erhalt und die Erschaffung von Arbeitsplätzen gesichert.  

Disclaimer: Keine Kaufempfehlung, der Autor besitzt Unilever Aktien

Quellen: Finanzen.net, Aktienfinder.net, Alleaktien.de, Unilever.com

Autor: Luca Schröder

Ein Kommentar zu “Juli 2021

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