Wir freuen uns sehr über das Interesse an unserem dreizehnten HSBA Finance Blog! Viel Spaß beim Lesen des August-Blogs.

Marktupdate
Allgemein
In den letzten drei Monaten ist einiges an den Finanzmärkten passiert. Mitte Juni haben wir zunächst die letzten Tiefs bei den großen Finanzmarktindexes (z.B. S&P 500) gesehen und seitdem eine starke Gegenbewegung der bisherigen Korrektur, die seit Anfang des Jahres andauert, gesehen.
Eine große Befürchtung, die sich nicht bewahrheitete, war die „Earnings Compression“. Dies bedeutet, dass die Firmen ein schlechteres Ergebnis als erwartet präsentieren und die Firmen ihre Prognosen senken. Das war einer der Katalysatoren für die Gegenbewegung. Dazu hat die Mehrheit der Analysten prognostiziert, dass die Zinsanhebungen gegen Ende des Jahres und Anfang des kommenden Jahres nicht so stark wie Anfangs erwartet ausfallen werden. Daraufhin sind die Renditen der 10-jährigen Staatsanleihen zurückgekommen. Dies hat vor allem jungen Technologieunternehmen ein positives Momentum gegeben.
Europa
Seit März 2016 gab es eine Nullzinspolitik der EZB. Dies ist seit dem 27. Juli Geschichte, denn es fand eine Zinsanhebung auf 0,5% statt. Durch den Zinsanstieg müssen Banken auch keine Negativzinsen bei der Zentralbank zahlen.
Seit Dezember 2002 befindet sich der Euro erstmals wieder unter der Parität zum US-Dollar. Der Euro hat seit Jahresanfang eine negative Performance von 12% gemacht. Dies hat einen positiven Einfluss auf die Investments, die in US-Dollar notieren. Die Auswirkungen des Russland-Ukraine Krieges haben einen großen Einfluss auf den Euro, da Europa sich unmittelbar in der Nähe des Krieges befindet. Dies ist ein Nachteil, da aufgrund der Unsicherheit weniger Geld nach Europa fließt. Darüber hinaus ist Europa sehr energieabhängig, was sich zum Beispiel in den Gaspreisen zeigt. In Europa sind die Gaspreise circa achtmal so hoch wie in den USA. Des Weiteren ist in Europa nicht garantiert, ob jeder Haushalt im Winter mit Gas versorgt wird, da Europa kurzfristig gesehen noch sehr stark von russischem Gas abhängig ist, die jederzeit die Gasversorgung einstellen könnten. Die Energiekosten sind im letzten Jahr sehr stark angestiegen, was dazu geführt hat, dass in der Eurozone ein Handelsdefizit entstand. Der zusätzliche Währungsgewinn bei Exporten kann den Anstieg der Energiepreise nicht ausgleichen.
Grundsätzlich ist die EZB dafür bekannt, dass sie eine zurückhaltendere (dovish interest rate policy) Geldpolitik fährt. Das ist derzeit ebenfalls der Fall, da die Leitzinsen noch nicht so stark angehoben wurden wie bei der Federal Reserve (hawkish policy). Dies hat dazu geführt, dass der Zinsunterschied zwischen Fed und EZB weiterangestiegen ist und sich derzeit auf einem Niveau von 2% befindet. Durch die steigende Zinsdifferenz ist es kurzfristig gesehen unattraktiver im Euroraum zu investieren.
USA
Nachdem die Fed ihre Leitzinsen das erste Mal im März erhöht hatte, folgte fast in jedem Monat eine Zinserhöhung. Dabei setzte sie ihre Zinserhöhung im Juni und Juli mit jeweils einer Erhöhung von 0,75% um.
Technisch gesehen befinden wir uns in den USA in einer Rezession. Denn die Definition lautet, dass wenn ein Land zwei Quartale in Folge ein sinkendes Bruttoinlandsprodukt ausweist, befindet es sich in einer Rezession. Obwohl das Bruttoinlandsprodukt in zwei aufeinanderfolgenden Quartalen gesunken ist, wurden auf dem Arbeitsmarkt seit Jahresbeginn ca. 2.7 Millionen Arbeitsstellen geschaffen.
Die Verbraucherpreise in den USA sind im Juli auf 9.1% gestiegen. Haushalte mit einem geringen Einkommen befinden sich in einer prekären Lage. Walmart hat zum Beispiel einen sehr hohen Warenbestand im Wert von ca. 60 Milliarden USD, der im Vergleich zum letzten Quartal leicht zurück gegangen ist. Die Mehrheit des Lagerbestandes ist mit Klamotten gefüllt. Walmart ist gezwungen die Produkte mit Rabatt zu verkaufen, um somit wieder Lagerkapazitäten zu schaffen. Die Folge könnte sein, dass es zu sinkenden Preisen im Einzelhandel führen könnte und somit die Inflation etwas sinkt.
Zusammenfassend bleibt abzuwarten wie die einzelnen Faktoren, wie u.A. Leitzinsen, Inflation, Energiepreise und die Einnahmen der Unternehmen sich in den kommenden Monaten entwickeln. Je nachdem in welche Richtung die Faktoren sich bewegen, könnte es zu neuen Tiefs oder einer Fortsetzung der Aufwärtsbewegung kommen.
Quellen: faz.net; handelsblatt.com; reuters.com; sueddeutsche.de; xtb.com; stock.walmart.com; stock.walmart.com
Autor: Bjarne Quast
Die Ampel und die deutsche Rente — Außer Spesen nix gewesen?
Seit mehr als einem halben Jahr regiert nun die Ampelkoalition in Deutschland. Dabei hatten sich die Koalitionspartner SPD, Die Grünen und FDP alle unterschiedliche Ziele gesetzt. Doch bei allen Differenzen unter den regierenden Parteien gibt es auch noch das Thema der Rentenreformation. Was wurde nun aus den großen Versprechen eines neuen Rentenmodells, einer Grundrente und Spekulationen über eine anteilige Aktienrente?
Grundsätzlich war die Ausgangslage zu Beginn der Ampelkoalition nicht verkehrt. Ein Rentenmodell das sich langsam aber sicher dem Abgrund näherte und drei Parteien mit dem Bewusstsein für einen grundlegenden Wandel. Doch nach der Meinung diverser Experten sei genau dort der Hund begraben. Zu große Wunschvorstellungen klaffen innerhalb der Koalition auf. Und dies sei gar nicht mal das Verlaufen in Details, sondern beginne bei der zentralen Frage der Verantwortung. Während die SPD und besonders die Grünen den Staat in der Verantwortung für eine Rentenerhöhung oder sogar eine weitere Grundrente sehen, plädieren die Liberalen der FDP für mehr Eigenverantwortung und höhere Eigenleistung. Die einzelnen Vorteile aber auch Kritikpunkte der angestrebten Modelle sind dabei noch gar nicht von Bedeutung und es bedarf eine ordentliche Auseinandersetzung mit jedem der Vorschläge. Fest steht allerdings, dass sich bis zum heutigen Tag fast nichts zum Thema der deutschen Rentenpolitik geändert hat.
Nach der schrittweisen Erholung der Pandemie und dem daraus resultierenden Aufschwung, hatten sich viele Wähler auf großzügige Wahlversprechen gefreut. In den Versprechen wurden sie auch sicherlich nicht enttäuscht. Jedoch ist unter den aktuellen Bedingungen kein Platz für Gespräche über eine mögliche Rentenreform einzuräumen. Denn neben des Ukrainekonflikts, belastet ebenfalls die Inflation auf ihrem Mehrjahreshoch den deutschen Staatshaushalt nicht zu knapp, sodassBundesfinanzminister Christian Lindner (FDP) bereits mit großen Mühen am Erhalt der wirtschaftlichen Stabilität zu arbeiten hat. Denn besonders Lindner möchte wieder zurück zur harten Schuldenbremse zurückkehren und der lockeren Corona-Geldpolitik ein Ende setzen. Maßnahmen wie das 9 Euro-Ticket oder dem Bundeswehrsondervermögen über 100 Milliarden Euro helfen dabei nicht. Interessanterweise scheint dieser Betrag erstmal eine größere Position in der Haushaltsrechnung zu spielen. Doch tatsächlich wird jedes Jahr etwa das Dreifache des Sondervermögens nur an Ausgaben für die Rentenkassen benötigt – Tendenz steigend. Denn durch den demographischen Wandel getrieben, müssen immer weniger Arbeitnehmer für immer mehr Rentner zahlen. Darauf aufbauend, habe die Bundesbank in einer Simulation ein erforderliches Renteneintrittsalter von 69 Jahren ermittelt. Da sich die Koalition allerdings vertraglich gegen eine solche Erhöhung geeinigt hat, stellte der deutsche Industriepräsident Siegfried Russwurm eine „simple“ Lösung vor: Die Erhöhung der Arbeitszeit auf eine 42- Stundenwoche. Auf solche Vorschläge hatte die Koalition damit sicherlich gehofft.
Und dennoch gibt es auch positive Entwicklungen: In Folge der gestiegenen Lohnpreise nach der Pandemie wurden auch die gekoppelten Rentenbeträge so viel erhöht wie noch nie. Ein kurzweiliger Fortschritt, ganz nach Vorstellung der SPD. Doch auch ohne mediale Präsenz dürfte sich die FDP über die aktuellen Entwicklungen freuen: 160 Milliarden Euro stehen dem Arbeits– und Sozialminister Heil (SPD) zur Verfügung. Gegen eine Kürzung der Rente oder ein steigendes Eintrittsalter hatten sich die Koalitionspartner vertraglich gebunden. Und so sollen noch im laufenden Jahr etwa 10 Milliarden Euro für das Experiment einer Aktienrente mobilisiert werden. Dies sei unter den aktuellen Umständen noch nicht etatreif, solle aber „so schnell wie möglich“ auf den Weg gebracht werden. Mit Blick auf das aktuelle Stimmungsbild am Kapitalmarkt dürften sich die Wenigsten darüber freuen, ihre Altersvorsorge an Wertpapiere zu binden.
Ein weiterhin bröckelndes System, ein turbulentes Marktumfeld und politische Ansätze, die nicht unterschiedlicher sein könnten: das deutsche Rentensystem findet (wie so oft) kaum Priorität und wird hinten angestellt. Trotz großer Wahlversprechen gibt es unter der Ampelkoalition noch keine handfesten Fortschritte. Und dennoch geben vereinzelte Entwicklungen Hoffnung auf Veränderung und neue Wege in der Altersvorsorge. Ob die lang ersehnte Reform nun in steigender Verschuldung, einer neuen Aktienrente oder doch in einem uns noch unbekanntem Vorschlag liegt, bleibt leider ungewiss und bietet ebenso viel Spekulation wie der Kapitalmarkt.
Quellen: Handelsblatt.com; Handelsblatt.com; Handelsblatt.com; Tagesschau.de
Autor: Felix Knabe


Shortselling-Positionen der Hedgefonds: Einfluss auf den Aktienmarkt
Der Begriff ‚Hedgefonds‘ ist in den Finanzmärkten geläufig, allerdings verstehen nur wenige, was diese Unternehmen eigentlich genau tun und welchen Einfluss sie haben. Das liegt daran, dass diese Hedgefonds weniger Regularien unterliegen und sich meist auf ausgeklügelte Trading-systeme und Marktnischen spezialisieren, um möglichst hohen Return bei geringem Risiko (durch ‚hedging‘ = absichern) zu erzielen. Hierbei werden generell die Anlagestrategien des ‚Leverage‘ (Hebel = Handeln mit Fremdkapital) und des Leerverkaufs (‚Short‘ = Verkauf von geliehenen Aktien, Wette auf fallende Kurse) genutzt, welche hohem Risiko ausgesetzt sind und daher nur in sehr beschränktem Umfang normalen Kapitalmarktteilnehmern zugänglich sind. Aufgrund dessen und der Intransparenz sind solche Fonds nur professionellen Investoren zugänglich.
In der Vergangenheit hat sich immer wieder herauskristallisiert, wie groß der Einfluss der Hedgefonds auf den Markt ist. Das zeigt sich vor allem in Krisenphasen, wenn die großen Hedgefonds Short-Positionen in Milliardenhöhe abschließen und somit dem Markt zeigen, dass sie kurzfristig nicht an ein Steigen der Kurse glauben. Solche Interpretation wird auf den Reporting- Pflichten von Shortpositionen aufgebaut, welche zwischen den unterschiedlichen Ländern variieren. Der rechtliche Rahmen in der EU („EU Short Selling Regulation“) verpflichtet Investoren, ihre Shortpositionen an die zuständige nationale Behörde zu melden, sobald sie 0,1% der ausgegebenen Aktien überschreiten. Ab 0,5% werden diese Informationen dann im Bundesanzeiger veröffentlicht. In den USA plant die S.E.C. (Securities and Exchange Commission) strengere Maßnahmen für das Reporting und Veröffentlichen von Shortpositionen – aktuell ist das System dahinter noch intransparent und nicht im Detail öffentlich einsehbar.
Ein prominentes aktuelles Beispiel ist der Hedgefonds Bridgewater des Star-Investors Ray Dalio. Der Fonds ist mit knapp 150 Milliarden US-Dollar verwaltetem Vermögen der weltweit größte Hedgefonds und machte zuletzt 2018 und 2020 durch aggressive Shortpositionen auf sich aufmerksam. Mitte Juni dieses Jahres wurde veröffentlicht, dass Dalio bei 29 der 50 größten Europäischen Unternehmen Shortpositionen von über 0,5% hielt. Das entsprach einem Wert von circa 10 Milliarden US-Dollar. In der Vergangenheit zeigte sich, dass der DAX mindestens 20% fällt, wenn Dalio mit Bridgewater mit seinen Shortpositionen einsteigt. Dazu sind zwei Faktoren wichtig zu beachten: Erstens erhöht dieser zusätzliche Anstieg an Short-Positionen signifikant den Druck auf den Markt, da Geld von der Long-Seite auf die Short-Seite fließt und somit Aktien generell nur schwer positive Kursausbrüche verzeichnen können. Zweitens ist Bridgewater ein angesehener Name im Markt und einer der Experten im Short-Selling was meist zu einem psychologischen Effekt bei anderen Investoren führt, ganz nach dem Motto: „Follow the smartest“.
Interessant ist hier, dass dieses Prinzip auch in positiver Richtung angewandt wird, das heißt nachdem Bridgewater seine Short-Positionen auflöste, stiegen die Aktienkurse in der Vergangenheit. Auch hier gelten beide Faktoren: Erstens finden sich im Markt Nachahmer, welche das Schließen der Positionen als Indiz für Kursgewinne nehmen und zweitens funktionieren Leerverkäufe auf Basis geliehener Aktien, was wiederum bedeutet, dass der Shortseller beim Schließen der Position Aktien kauft und somit den Kurs unterstützt. Dies zeigt, dass Hedgefonds wie der von Bridgewater nicht nur direkt den Markt durch Short-Wetten unter Druck setzen, sondern auch signifikanten Einfluss auf die anderen Marktteilnehmer haben.
Mitte August wurde nun bekannt, dass Dalio insgesamt 26 seiner 29 Positionen in Europa unter die meldepflichtige Schwelle gesenkt hat. Im untenstehenden Kursverlauf des DAX (06/2022 – 08/2022) ist zu erkennen, dass die Shortposition Verluste gemacht hätte, da der DAX im Zeitraum von Mitte Juni bis Mitte August circa 1,82% gestiegen ist. Zwischendrin war aber ein Tief von -7% erreicht, das heißt die Shortposition war bis zu diesem Zeitpunkt im Plus. Hier muss man den zeitlichen Verzug des Reportings beachten, da die Shortpositionen vermutlich schon einige Tage vor dem 15.06. eröffnet wurden (bzw. unter der meldepflichtigen Schwelle schon länger bestehen könnten) und einige Tage vor dem 15.08. bereits geschlossen wurden. Daran sieht man folgenden Effekt: Bridgewaters Ausstieg aus dem Short hat dem DAX einen zusätzlichen Aufwärtsschub verpasst, wohingegen die Kurse nach der ersten Veröffentlichung deutliche Kursverluste einbüßen mussten.

Platzieren sich die Profianleger also nun für eine Preisrally am Aktienmarkt? Ja und Nein. Das Unterschreiten der Meldegrenze bei dem Großteil der Shortpositionen von Bridgewater deutet daraufhin, dass Dalios Hedgefonds nun steigende Kurse prognostiziert. Analog haben auch andere professionelle Anleger in bestimmten Bereichen die Leerverkäufe reduziert. Insgesamt wurden Short-Wetten in Höhe von circa 45 Milliarden USD beendet. Allerdings zeigt sich auch, dass das insgesamte Short-Volumen in den letzten Wochen am Markt, trotz steigender Kurse, um ungefähr 75 Milliarden USD zugenommen hat. Diese Wetten sind vor allem auf die Sektoren Informationstechnologie, Luxusgüter und Gesundheit gerichtet – hier wird also Abwärtspotential vermutet. Dieser Anstieg der Short-Wetten kommt aber nicht unbedingt „trotz“ der aktuellen Kursgewinne, sondern auch deswegen. Das Volumen berechnet sich aus der Anzahl der geshorteten Aktien multipliziert mit dem aktuellen Kurs: steigende Kurse führen also zu steigendem Short- Volumen. Die Leerverkäufer verlieren gerade also Geld, da sie auf fallende Kurse gewettet haben, die Kurse aber steigen und die Positionen eine monatliche Gebühr (sog. „Carry“) kosten.
Für das trotzdem weiterhin hohe Short-Interesse gibt es zwei Erklärungen: Erstens könnten die Hedgefonds von einer Bärenmarktrally ausgehen (kurzfristiger Kursanstieg in Zeiten fallender Kurse) und somit weiter fallende Kurse vermuten, was von Umfragen bei Fondsmanagern zum aktuellen Sentiment unterstützt wird (aktuelles Sentiment scheint eher risikoavers und pessimistisch). Zweitens könnten die gestiegenen Positionen auch ein Indiz für eine positivere Positionierung der Hedgefonds sein, sie also mehr Aktien (Long) kaufen und die Short-Positionen als Absicherung im Rahmen der Strategie verwenden. Dies wird unterstützt von dem Ausmaß der letzten Kurserholung, welche kaum nur von Privatanlegern gekommen sein konnte, sondern vermutlich auch von professionellen Anlegern unterstützt wurde.
Als Fazit kann man ziehen, dass Hedgefonds durch ihren nachgesagten „Wissensvorteil“ und dem Volumen der Trades den Markt maßgeblich beeinflussen können. Dies sieht man an den Entwicklungen in den letzten Krisenphasen in Korrelation mit den Shortpositionen von Hedgefonds wie Bridgewater. Für die kurz- bis mittelfristige Positionierung ist keine klare Erklärung auszumachen – vermutlich ist es eine Mischung aus optimistischer (Shorts als Absicherungsinstrument) und pessimistischer Positionierung (Shorts als Renditebringer).
Quellen: Bundesfinanzministerium.de; bafin.de; Bloomberg.com; Handelsblatt.com; Handelsblatt.com; Handelsblatt.com; Handelsblatt.com; Handelsblatt.com
Autor: Julius Voigt
Ein neuer Premierminister im Vereinigten Königreich
Das Reich, in dem die Sonne niemals untergeht. So wurde einst die Größe des britischen Reichs beschrieben. Inzwischen ist von diesem Imperium nicht mehr viel übrig und die Sehnsucht nach alter Stärke und Glorie hat das Vereinigte Königreich 2016 für den Austritt aus der europäischen Union stimmen lassen. Nachdem Boris Johnson nach zahlreichen Skandalen nun aus dem Amt des britischen Premierministers ausscheidet, stellt sich die Frage, welcher der beiden Kandidaten der konservativen Tories das wichtigste Amt des Landes übernehmen wird.
Der Wettkampf findet zwischen zwei Mitgliedern des Kabinetts Johnson statt. Auf der einen Seite Rishi Sunak: Finanzminister unter Boris Johnson, ehemaliger Analyst bei Goldman Sachs und Ehemann der Tochter des indischen Milliardärs Nagvara Ramarao Narayana Murthy, der zu den reichsten Menschen Asiens zählt. Seine Konkurrentin ist Liz Trus, Außenministerin und im Gegensatz zu Sunak weiterhin loyal gegenüber Boris Johnson. Die Probleme, die der Sieger oder die Siegerin lösen muss, sind immens. Ohne Christian Lindner kritisieren zu wollen, Probleme sind nicht immer nur dornige Chancen.
Großbritanniens Wirtschaft stagniert und laut der Bank of England wird die Inflation im Oktober dreizehn Prozent erreichen, den höchsten Stand seit den frühen Achtzigern. Das Land droht in eine Rezession zu stürzen, die Probleme in der Wirtschaft wurden durch den Brexit und zwei Jahre Pandemie nur verstärkt und die Tatsache, dass der geschäftsführende Premierminister sich gerade im Urlaub in Griechenland befindet, senkt auch keine Stromrechnung, die für einen Großteil der Bevölkerung zum Luxusgut zu werden droht.
In den Umfragen liegt Trus momentan weit vor Sunak. Die konservative Basis lastet ihm den Anteil an Johnsons Sturz – den er durch seinen Rücktritt als Finanzminister maßgeblich auslöste – an und viele stören sich daran, dass er an der elitären Oxford University studierte. Dass der unter den Tories weiterhin beliebte Johnson auch Oxford besuchte, stört hingegen niemanden. Sunak plädierte bisher für Steuererhöhungen, um das britische Staatsdefizit zu reduzieren und die Inflation unter Kontrolle zu bringen. Dass ein solcher Vorschlag bei der Bevölkerung auf Widerstand stößt, überrascht wenig, wo ohnehin schon viele Haushalte an ihre finanziellen Grenzen stoßen. Trus hingegen möchte die Steuern senken und die Staatsausgaben erhöhen. „Seine Schulden zu machen ist nicht die feine Art, die alten Schulden zu begleichen“ sagte zwar schon George Washington, aber die US-Amerikaner sind inzwischen selbst zu Experten in Sachen Staatschulden geworden.
Für die Person, die demnächst in Downing Street Number Ten einzieht, werden es schwierige erste Monate im Amt werden. Der Angriffskrieg Russlands gegen die Ukraine könnte im Winter für eine Energiekrise im Vereinigten Königreich sorgen, auch wenn die Abhängigkeit von russischem Gas nicht annährend so hoch ist wie in Deutschland oder Italien. Dafür könnte die britische Wirtschaft unter einem ähnlichen Problem wie die US- amerikanische leiden. Der Arbeitsmarkt ist überaus angespannt, denn über 400.000 Fachkräfte haben ihre Stellen während der Pandemie verlassen. Aufgrund der geringen Verfügbarkeit von Arbeitskräften sind Unternehmen gezwungen, höhere Löhne zu zahlen, was die Inflation weiter antreibt und im Falle einer Rezession für die Firmen kostspielig werden könnte. Infolge des Brexit ist es nun deutlich schwieriger auf qualifizierte Arbeitskräfte von innerhalb der EU zurückzugreifen, welche in zahlreichen Branchen wie der
Transportlogistik einen maßgeblichen Teil des Personals ausgemacht haben und durch den EU-Austritt andere Stellen auf dem Festland angenommen haben. Wie stark die britische Wirtschaft langfristig durch den Brexit leiden wird, ist noch nicht abzusehen und die geopolitischen Spannungen in Schottland und Nordirland wirken sich ebenfalls nicht positiv auf Wirtschaft, Politik und Gesellschaft aus. Wer von den Kandidaten Boris Johnson im Amt beerben wird, wird viel Glück brauchen, denn es könnte sein, dass in dem Reich langsam die Sonne untergeht.
Quelle: newyorker.com; bloomberg.com
Autor: Maurice Häger
